„Passt“, Das meistgesprochene Wort in Österreich, passt auch für meinen Berglauf am Großglockner. Er war steiler, heißer und anspruchsvoller als alle meine bisherigen Bergläufe, aber ich bin oben angekommen. Es hat gepasst!
Obwohl ich eigentlich gut trainiert bin und schon einige große Bergläufe hinter mir habe, sind die Gefühle heute ein bisschen anders. Die Stimmung zwischen Freude und Bedenken ändert sich von Minute zu Minute.
Mein gequältes Lächeln teile ich mit etwa tausend anderen Läuferinnen und Läufer. Der kleine Ort Heiligenblut unterhalb des Großglockners schafft es tatsächlich wieder einmal eine vierstellige Zahl von Bergläufern aus vielen Nationen in den Ort zu locken, Übrigens, um dieses Großereignis zu stemmen, sind mehr als 25% der hiesigen Bevölkerung ehrenamtlich an der Organisation beteiligt.
Heute wird ein extrem heißer Tag. Zur Startzeit um 10:00 Uhr sind die Schattenplätze im Startbereich bereits Mangelware. Das Thermometer zeigt jetzt schon 25° an. Später werden es im Tal 30° sein, im Zielbereich auf 2300 Metern etwa 10° weniger.
Im 3.Starterfeld habe ich noch etwas Galgenfrist. Weil die Wege teilweise sehr eng sind startet man im 10 minütigem Abstand.
Der erste Kilometer ist das einzige richtige Flachstück auf den kommenden 13 Kilometern.
Die Ersten, die jetzt schon knapp vor de Ziel sind, können darüber wahrscheinlich nur lächeln.
Als „Selbstverpfleger“ nutze ich an der 2.Verpflegungsstelle die Gunst der Stunde zum vorübergehenden Überholen einer ganzen Schar von dort verweilenden Läufern. „wieder ein bisschen Abstand nach hinten gewonnen“, freue ich mich diebisch.
Obwohl jetzt ein paar flachere Anstiege kommen ist an ein flüssiges Laufen nicht mehr zu denken. Der Boden lässt keine koordinierten Schritte mehr zu. Ich bin heute auch viel ängstlicher und vorsichtiger als sonst. Manche Schritte plane ich, bevor ich sie gehe. Und das nicht ohne Grund. Vor genau 20 Jahren flog ich mit einem gebrochen Fuß schon einmal mit dem Hubschrauber vom Großglockner via Krankenhaus ins Tal. Ereignisse die prägen und nicht so leicht abzuschütteln sind.
Beim weiterlaufen spricht mich ein älterer Einheimischer an. „Wie alt bist Du?“ „60 Jahre“ antworte ich keuchend. „Respekt, wenn ich da meine Ochsen hochtreiben würde, bekäme ich eine Anzeige wegen Tierquälerei “, ruft er mir hinterher. Gut das der nette Mann mich nicht ein paar hundert Meter weiter oben gesehen hat. Die 900 Meter lange Himmelsleiter wird zur echten Qual für mich.
350 Holz und Steinstufen mit 250 Höhenmetern bei immer dünner werdende Luft setzen mir enorm zu. Ich werde zum Pausenkönig. Zum ersten Mal schauen mir die Ärzte der Bergwacht etwas tiefer in die Augen. Aber ich lächle freundlich zurück und werde als „tauglich“ durch gewunken. Der endlos lange letzte Anstieg hat meine Zeitvorstellung völlig durcheinander gebracht. Aber mir ist die Laufzeit von 3:25 Std. heute völlig egal.
Hier oben auf der Franz Josef Hütte eine Medaille um den Hals gehängt zu bekommen, ist eine besondere Auszeichnung, bekomme ich am Abend dutzendfach zu hören. Ich glaube es nicht nur den Leuten, ich bin davon überzeugt, dass sie recht haben.
Weitere Bilder kommen morgen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen