Mittwoch, 9. Juli 2014

Nebelhorn Berglauf 2014



                                         Nebelhornberglauf 2014

                         „hast Du das Zeug für richtige Steigungen?“


Ein Berglauf bleibt sich treu. 10,5 Kilometer und 1405 Höhenmeter – basta.
Während allerorts neue Läufe aus dem Boden sprießen, die sich mit immer spektakuläreren Höhen und Weiten gegenseitig die Show stehlen, bleibt man im allgäuischen Ort Oberstdorf äußerst gelassen.
Mit der pfiffigen  Frage im Slogan „zu hart für Dich?“, trifft man ins Mark all derer, die Laufen und Berge für ein ideales Paar halten. Und obwohl die Strecke zum Nebelhorn keine alpinen Kletterpassagen hat, sind Anstiege von weit über 30% eine gigantische Herausforderung.
So ist es auch nicht sonderlich verwunderlich, dass die meisten der „Angesprochenen“ Kinder der Berge sind. Nur wenige Exoten aus dem Flachland standen deshalb auch in diesem Jahr wieder  auf der Teilnehmerliste. Einer davon mit der Nr.10, das war ich.



Noch nie zuvor hatte ich mich so akribisch auf einen Lauf vorbereitet. Um den „verlangten Härtegrad“ zu erreichen, schwor ich in den letzten vier Wochen allen Süßigkeiten ab.
Aber auch die so erlangte neue Trikotgröße „M“ alleine, macht noch keinen spritzigen Bergläufer. Ein Wanderer wollte ich an diesem herrlichen Sonntagmorgen aber auch nicht sein.
Den Tipp eines Kenners, die Ortsstraße zu genießen, da sie das einzige Flachstück ist, ging aber schon glatt in die Hose. Die Meute rannte entfesselt los und ich befand mich mittendrin. So strafte mich der „Laufgott“ bereits nach  dem ersten Kilometer mal so richtig ab. Der kräftige Anstieg unterhalb der Sprungchance machte mich zum Wechsler zwischen Geher und Läufer und ordnete mich fortan wieder in die richtige Position des Feldes ein.
Ein „Mathematiker“ unter meinen Lauffreunden hatte meine Wunschzeit von 2 Stunden  ohnehin bereits im Vorfeld zerpflügt. Ich fügte mich seinen Worten und lief mit Verstand langsam und kräftesparend weiter.  Bis zur ersten Verpflegungsstation ging es nun, wie es der Veranstalter trocken beschreibt, anspruchsvoll ansteigend aufwärts.



Inzwischen ist die Baumgrenze erreicht, und die glühend heiße Sonne lässt mich meine verlorengegangene Trinkflasche schmerzlich vermissen. Wassernachschub gibt es erst wieder oberhalb des Latschenhanges. Der aber liegt 500 Meter weiter oben und der Anstieg wird noch viel Schweiß kosten.
Hier treffe ich auch erstmals auf Läufer denen es viel schlechter geht als mir.
Mit großem Mitleid unter den Läufern  ist hier oben aber nicht zu rechnen. Jeder leidet seine eigenen Schmerzen. Mit Argusaugen verfolgen jedoch Ärzte der Bergwacht  aufmerksam das Geschehen am Berg.

Unterhalb des Gipfels am Höfatsblick treibt mir der Blick ins Tal beinahe die Tränen in die Augen. Eine Wahnsinnsaussicht auf unzählige Berggipfel tut sich auf. Welch eine Gnade hier zu stehen. An der gleichen Stelle hat eine Stunde zuvor der führende Läufer aus Eritrea aus kuriosen Gründen das Rennen beendet. Irrtümlicher Weise hatte er die Bergbahnstation mit dem Ziel verwechselt.

Die immer dünnere werdende Luft ist jetzt nur noch eine lästige Nebenerscheinung. Der Gipfel mit der Zielfahne ist zum greifen nah und doch noch steinig weit entfernt. Inzwischen sind mehr Wanderer wie Läufer auf der Strecke.  Mühsam umlaufe ich auf den letzten Anstiegen die vielen menschlichen „Hindernisse“. Die letzten Meter werden zu einem kleinen Triumphzug. Mit viel Beifall werden hier auch noch die Späteinkehrer empfangen. Ein herrliches Gefühl der Anerkennung den „Härtetest“ am Nebelhorn bestanden zu haben.




Und die Moral von der Geschichte : Dem Besenwagen weit davon gelaufen – die Freude schlägt eindeutig das Leid -  der Alte ist immer noch jung – nach dem Lauf ist vor dem Lauf

Hans Pertsch 7.7.2014




3 Kommentare:

  1. Hallo Hans,

    ich finde es toll, dass du dich durch die einzelnen Anstiege gequält hast. Deine Story liest sich auch sehr schön und konnte ich nachvollziehen wie es dir in der ein oder anderen Passage ging. Keep up the good work!!
    Und halte deine Leser weiterhin auf dem neusten Stand was das Laufen angeht. Eventuell interessiert dich auch der neue Wettbewerb für Läufer auf der ISPO Community. Mitmachen ist ganz easy: Nur ein spannendes Voting rund ums Thema Laufen posten und dann möglichst viele Stimmen auf das Voting sammeln – in der Community und natürlich durch die Unterstützung von Freunden und Gleichgesinnten.

    Gewinnen kann man natürlich auch: Derjenige, der bis zum 31. Juli die meisten Votes auf sein Voting erzielt, wird mit einem Osprey-Rucksack Raptor14 mit Trinkschlauch belohnt, außerdem werden unter allen Teilnehmern noch fünf S’well Trinkflaschen verlost.
    Hier geht’s zum Wettbewerb und allen Infos:

    http://community.ispo.com/contest/voting-wettbewerb-laufen

    Schon eine Idee für ein spannendes Voting? Dann mach mit!
    Wir freuen uns natürlich auch über einen Blog-Post mit Hinweis auf den Voting-Wettbewerb! Gerne stellen wir Dir dafür Bildmaterial zur Verfügung; gib einfach kurz Bescheid, falls wir Dir etwas zuschicken sollen.

    Vielen Dank vorab & schöne Grüße

    Julian vom ISPO Community Team

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  2. Hallo Hans, herzlichen Glückwunsch zu einem weiteren grandiosen Lauf, den Du wieder mit netten Worten dokumentiert hast. Respekt vor Deiner Leistung. Die tollen Bilder reizen mich, auch mal wieder einen "richtigen" Berglauf zu machen.
    Wir sehen uns
    LG Wolfgang

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  3. Hallo Hans,
    schöne Beschreibung :)

    Der Nebelhornlauf wird übrigens (mit jedem neuen Anlauf) immer flacher. Ich bin acht oder neun mal hochgelaufen und wurde (fast) jedes Mal schneller.

    Wir sehen uns nächstes Jahr im Juli, oder?
    Maic (32)

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