Sonntag, 7. Juni 2009

Regenmarathon in Liechtenstein

Dauerregen und Kälte am Berg

Als um 6.00 Uhr in der Früh der Wecker klingelt geht mein erster Gang zum Fenster.
Noch ist alles friedlich und nichts deutet darauf hin, was in den nächsten Stunden auf mich
(und die vielen Anderen) zukommen wird.
Obwohl in unserem Hotel nur zwei Marathonläufer wohnen, hat es sich der Chef nicht nehmen lassen, uns ein Früh-Frühstück zu servieren.
Bereits bei der Busanfahrt zum Start verfinstert sich der Himmel und Regen und Sturm zieht auf. So warten etwa 1000 Läufer und Begleiter eng zusammengerückt auf den Start.
Trotzdem herrscht eine überschwängliche Stimmung. Da ich mich an diesem morgen topfit fühle und keinerlei Gelenkbeschwerden habe, lasse ich mich davon anstecken.Zur Freude aller, hört der Regen mit dem Startschuss auf.



Die ersten 10 Kilometer sind ganz flach und gehen weitgehend am Rhein entlang in Richtung Hauptstadt Vaduz. Mein Zeitplan von einer Stunde kann ich kaum einhalten. Nur ein paar Fotopausen können mein Temprament zügeln.
Bei Kilometer 10 ist die erste Zeitnahme. 70 Minuten ist die maximale Laufzeit. Wer die nicht schafft wird aus dem Rennen genommen.
Jetzt kommt der erste Anstieg. 1000 Höhenmeter verteilt auf 11 Kilometer. Meine Kondition ist zwar hervorragend, aber es ist teilweise nicht möglich zu überholen. Mit 2:50 Std. erreiche ich die Halbmarathonmarke. Inzwischen regnet es in Strömen und die allgemeine Fröhlichkeit ist dem Schweigen gewichen. Jetzt sind nur noch Einzelkämpfer unterwegs. Da die nächsten vier Kilometer nur abwärts gehen kommt der Puls langsam wieder auf Normalmaß.Bei Kilometer 25 kann man dem Schrecken ein Ende machen. Hier ist das Ziel des Halbmarathons-Plus. Als ich auf die Gabelung zulaufe gibt es mich nur einen Abzweig. Marathon. Mit viel Beifall wird meine Entscheidung honoriert.

Die nächsten sieben Kilometer verlaufen ziemlich unspektakulär. Steigungen und Gefällstrecken wechseln sich. Obwohl ich es dieses mal vermeiden wollte, ich fange an die Kilometer rückwärts zu zählen.
Trotzdem laufe ich mit viel Optimismus den nächsten großen Anstieg bei Kilometer 32 an.
Hier verlässt die Stecke den bisher ordentlichen Wanderweg. Der Regen hat den Bergweg in eine Mischung aus Matsch und Wildbach verwandelt. Die ca. 800 Läufer vor mir haben den Weg so ausgetreten, dass er nur noch schwerlich passierbar ist. Drei Kilometer später und 400 Höhenmeter weiter ist meine letzte Euphorie verflogen. Ich denke nur noch ans Ziel. Wie und wann ist mir völlig wurst.Das Fotografieren habe ich eingestellt. Es ist mir nicht mehr möglich meine Finger zu bewegen. Nur mit viel Mühe schaffe ich es eine Salztablette gegen die Wadenkämpfe aus meiner Tasche zu angeln. Hier an dieser Stelle werden die Läufer von einem „Notarzt“ streng in Augenschein genommen. Ich setze mein schönstes Lächeln auf und werde durch gewunken. Die höhenmäßig größten Anstiege sind zwar überwunden aber auch die scheinbar kleinen Hügel erscheinen nun wie unüberwindbare Hürden. Seit einigen Kilometer bin ich in einer Gruppe von 6 Personen. Auf das Geschlecht achte ich schon lange nicht mehr, alles nur Leidensgenossen. Wir überholen uns laufend gegenseitig, aber keiner kann sich aus der Gruppe lösen. Das Schild mit der Kilometerangabe 40 läutet den Abstieg ins Tal, wo das Ziel aufgebaut ist, ein. Meine Hochrechung sagt mir, dass mein Plan mit 6 Stunden nicht mehr aufgehen kann. Aber um ins Tal zu schlendern fühle ich mich plötzlich wieder viel zu wohl. Wie aus heiterem Himmel sind meine Beine wie verwandelt. Keine Schwere, keine Schmerzen sind mehr zu spüren. Nach wenigen Metern Sprint ist keiner von meinen Mitstreitern mehr zu sehen. Mit 6.04 Std. laufe ich über die Ziellinie.

Noch nie war ich nach einem Marathon im Ziel so fit wie nach diesem sehr anstrengendem Lauf. Dafür waren meine Hände inzwischen so steif geworden, dass ich nichts mehr anfassen konnte.
Für eine objektive Bewertung dieses Laufes ist es noch zu früh, da ich noch ziemlich aufgewühlt bin.
Trotz aller Wetterkapriolen wird der Liechtensteinmarathon garantiert ein Juwel unter meinem bisherigen Läufen sein.

Morgen abend mehr unter http://www.marathon66.de/127.html

Tolle Diashow des Veranstalters

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3 Kommentare:

  1. Ja, wenn's dort in den Bergen regnet, dann aber richtig... schade, denn das Panorama wäre toll gewesen!

    Gratulation zum Finish &
    ich bin gespannt auf den Bericht!

    Schöne Grüße
    Lars

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  2. Hans - super! Nachdem, was du bisher von dem Marathon hast verlauten lassen und wie dein Training war - eine wirklich ganz starke Leistung, den bis ins Ziel zu laufen! Alle Achtung!

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  3. Hallo Hans...Herzlichsten Glückwunsch....du kannst stolz und zufrieden mit dir sein. Auf deinen Bericht bin ich ebenfalls gespannt.

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