Denn meistens wurde dort ziemlich viel Lob über die „alten
Säcke“, wie auch ich einer bin,
verteilt.
Zuverlässig, hart und vor allem schmerzfrei sollen die
Attribute der „Best Ager Generation“ einmal gewesen sein.
Und nun? Heute sitzt einer dieser angeblichen, unverwüstlichen
Supermännern leise und geknickt über diesen Zeilen. Die Berge vor Augen, die
Knie im Eimer.
Wie sagte schon eine uralte Weisheit „der Krug geht nur so
lange zum Brunnen bis er bricht“.
Seit vielen Jahren leide ich unter Knieschmerzen. Was im
zarten Alter der Bundeswehr eine Wehrbefreiung bescherte, wird im Alter zum
sportlichen Alptraum oder wie ein Arzt sage, zum läuferischen Todesurteil.
Bisher hatten wir uns immer
prächtig arrangiert. Mein Körper und mein Geist.
War ich mal wieder zu wild unterwegs bestrafte man mich mit
ein paar Ruhetagen. Ich nahm das Urteil widerspruchslos an, und legte ein paar
Tage die Füße hoch.
Aber mein Körper schien zu spüren, dass ich ihn nicht so
ganz ernst nahm. Heimlich schluckte ich Tabletten, ließ mich spritzen und auch
keine Physiotherapeutin in der Stadt war mehr vor mir sicher.
Die ersten Warnstreiks meines Körpers trafen mich nicht ganz
unerwartet aber ziemlich schmerzhaft.
Zornig ignorierte ich sie vollständig. „Einer wie ich“ lässt sich doch
so leicht nicht einschüchtern. Aber das Knie hatte sich zwischenzeitig
Verbündete gesucht. Gemeinsam mit
Waden, Muskeln und einigen Bändern wollte man mich sprichwörtlich in die Knie
zwingen.
Ein kleines Marathon - Sommermärchen in den Bergen des
Pfälzerwaldes war der letzte Kompromiss auf den wir uns einigen konnten. Dann
war Schluss. Ohne weitere Warnung wurde ich läuferisch aus dem Verkehr gezogen.
Nun sieht es so aus, dass „zwei grausame Blätter Papier“ aus
der Radiologie die letzte einrahmbare Urkunde meiner viel zu kurzen
Laufkarriere sein könnten.
Morgen schaut sich ein sportmedizinischer Professor aus der
Nähe von Mainz noch einmal das „Korpus Delikti“ gründlich an.
Vielleicht kann es aus Wasser Wein machen und ich darf bald
wieder übers Wasser laufen.
Positives Denken kann so schön sein.
Hans Pertsch, 8.November 2015