Montag, 21. Dezember 2015
Sonntag, 8. November 2015
Oh weh
Denn meistens wurde dort ziemlich viel Lob über die „alten
Säcke“, wie auch ich einer bin,
verteilt.
Zuverlässig, hart und vor allem schmerzfrei sollen die
Attribute der „Best Ager Generation“ einmal gewesen sein.
Und nun? Heute sitzt einer dieser angeblichen, unverwüstlichen
Supermännern leise und geknickt über diesen Zeilen. Die Berge vor Augen, die
Knie im Eimer.
Wie sagte schon eine uralte Weisheit „der Krug geht nur so
lange zum Brunnen bis er bricht“.
Seit vielen Jahren leide ich unter Knieschmerzen. Was im
zarten Alter der Bundeswehr eine Wehrbefreiung bescherte, wird im Alter zum
sportlichen Alptraum oder wie ein Arzt sage, zum läuferischen Todesurteil.
Bisher hatten wir uns immer
prächtig arrangiert. Mein Körper und mein Geist.
War ich mal wieder zu wild unterwegs bestrafte man mich mit
ein paar Ruhetagen. Ich nahm das Urteil widerspruchslos an, und legte ein paar
Tage die Füße hoch.
Aber mein Körper schien zu spüren, dass ich ihn nicht so
ganz ernst nahm. Heimlich schluckte ich Tabletten, ließ mich spritzen und auch
keine Physiotherapeutin in der Stadt war mehr vor mir sicher.
Die ersten Warnstreiks meines Körpers trafen mich nicht ganz
unerwartet aber ziemlich schmerzhaft.
Zornig ignorierte ich sie vollständig. „Einer wie ich“ lässt sich doch
so leicht nicht einschüchtern. Aber das Knie hatte sich zwischenzeitig
Verbündete gesucht. Gemeinsam mit
Waden, Muskeln und einigen Bändern wollte man mich sprichwörtlich in die Knie
zwingen.
Ein kleines Marathon - Sommermärchen in den Bergen des
Pfälzerwaldes war der letzte Kompromiss auf den wir uns einigen konnten. Dann
war Schluss. Ohne weitere Warnung wurde ich läuferisch aus dem Verkehr gezogen.
Nun sieht es so aus, dass „zwei grausame Blätter Papier“ aus
der Radiologie die letzte einrahmbare Urkunde meiner viel zu kurzen
Laufkarriere sein könnten.
Morgen schaut sich ein sportmedizinischer Professor aus der
Nähe von Mainz noch einmal das „Korpus Delikti“ gründlich an.
Vielleicht kann es aus Wasser Wein machen und ich darf bald
wieder übers Wasser laufen.
Positives Denken kann so schön sein.
Hans Pertsch, 8.November 2015
Labels:
365tage-365fotos,
Knie,
laufparadiese,
Marathon66,
Marathonreisen,
Operation,
Pertschfoto
Samstag, 24. Oktober 2015
Läufersucht
Laufen ist keine Sucht, sondern die einzigartige Möglichkeit,
Sorgen, Probleme und Hoffnungen miteinander kommunizieren zu lassen.
Samstag, 19. September 2015
Dienstag, 15. September 2015
Alles halb so schlimm
„Alles halb so schlimm“
Betrachtungen nach dem 20.Marathon
Locker und leicht lächelnd gleiten auch diesem Wochenende
wieder meist gut durchtrainierte Körper durch den morgendlichen Wald. Es ist
Marathontag, und manchem Betrachter mag der Stil und die Beherrschung der
Bewegung sogar ein bisschen arrogant erscheinen. Aber er weiß ja auch nicht,
dass die ersten dreißig Kilometer des Marathons eigentlich für „die Katz“ sind
. Sozusagen, das einlaufen fürs Finale.
Erst wenn die 32 vorne steht wird es ernst und geht
Richtung Heimat. Wer hier noch ohne Wehwehchen ist, der werfe den ersten Stein.
Jetzt muss die geplante Zwischenzeit noch stimmen, sonst sollte man sie
knicken. Ein großer Triathlet sagte einmal, „im letzten Drittel des Laufes wird
nur noch der Niedergang verwaltet.“
Glück dem, der sich im „Elend“ noch ein bisschen
Gehässigkeit aufbewahren konnte. Denn erscheinen irgendwo in der Ferne die
Umrisse eines Mitleidenden, werden noch einmal ungeahnte Kräfte wach.
Dabei sind die Prioritäten klar verteilt. Jüngere
Teilnehmer und das andere Geschlecht stehen ganz oben auf der Jagdliste.
Anschleichen und mit einem Überraschungsangriff und schnellen Schritten den
gehörigen Respekt verschaffen. So geht es. Zum Knutschen ist im Ziel immer noch
Zeit.
Und dann war da noch irgendwo der Mann mit dem Hammer. Wo
er lauert kann es eng werden. Seine Spezialität ist das Verteilen von
Wadenkrämpfen. Eiskalt lässt er kleine
und große Träume wie Seifenblasen platzen. Man ist ihm schon seit Generationen
auf der Spur aber er lässt sich nicht wirklich einfangen.
Es gibt auch herzergreifende Geschichten auf den letzten
Metern am Straßenrand. Wie die, als das kleine Mädchen immer wieder ruft „wann
kommt den endlich Papa?“, bekommt sie von der Mutter die Antwort „zehn Minuten
warten wir noch, dann suchen wir uns einen Neuen.“
Die letzten zwanzig Meter auf dem blauer Teppichboden werden zum Maß aller Dinge. Nicht nur die
Uhr der Zeitnahme bleibt stehen, nein, für einen kurzen Moment der
Glückseeligkeit verliert alles andere auf der Welt, völlig an Bedeutung.
Für Minuten werden die körpereigenen Endorphine alle
Schmerzen in den Hintergrund treiben. Glücksgefühle in Reinkultur durchfliesen
den Körper. Wahrnehmensstörungen werden einsetzen, und vieles was man unterwegs
und im Zielbereich erlebt hat, wird später wie ein Schleier vor den Augen
erscheinen.
Wenn der Schweiß jedoch die Stirne verlassen hat, werden
viele Läufer wortkarger. Geistig ist man ein zweites Mal auf der Strecke
unterwegs. Und dieses mal kritischer. Auch wer alles gegeben hat, erinnert sich
bestens an seine schwachen Minuten unterwegs.
Haarsträubende
Anfängerfehler oder falsche Taktik, alles kommt jetzt auf den Tisch.
Rundum ist kaum einer mit sich zufrieden, auch wenn er noch so glücklich ist.
Während
der Körper nach Ruhe schreit, spielt der Geist noch mächtig Karussell. Ekel und
Gier nach essen und trinken lösen sich regelmäßig ab. Angebissene Bratwürste
und volle Kuchenteller zeugen davon, dass „wollen und können“ oft zwei
unterschiedliche Stiefel sind. Für die Alkoholbranche ist die Läuferszene eine
Katastrophe. Betrunken wird sich nicht. Weder aus Freunde noch aus Leid.
Nun
heißt es aufpassen. Demnächst wird ein großes Loch im Herzen sein. Dort wo
gestern noch Vorfreude und Selbstzweifel regiert haben, kommt nun eine tiefe
Leere. Der große Marathon, der über Wochen oder gar Monate das Leben der ganzen
Familie bestimmt hatte, ist nicht mehr da. Einfach mal tief Luft holen, und die
Laufschuhe nicht zu weit verstecken.
Schlaue
Veranstalter setzen auf Trotzreaktionen. Unter der Motto „mit diesem Berg
rechne ich nächstes Jahr aber mal so richtig ab“, unterschreiben manche
Teilnehmer noch in unzurechnungsfähigen Zustand, bereits vor Ort, die Anmeldung
zur nächstjährigen Tortur.
Zum
dritten mal ließt man am nächsten Morgen den Sportteil der Zeitung. Man ist
zwar nicht namentlich erwähnt, aber man findet sich in der Masse überall
wieder.
Heute
im Büro wird man versuchen möglichst gerade zu gehen um allen hämischen
Bemerkungen der Arbeitskollegen vorzubeugen. Die Grenze zwischen Bewunderern
und Neidern ist ziemlich fließend und macht auch vor Verwanden und Bekannten
kaum halt.
Aber
das wird einen echten Marathoni nicht aus der Ruhe bringen. Zumindest heute
schwebt es noch über den Dingen. Ob es der Erste, der Fünfte oder der
zwanzigste Marathon war, ein Hauch von Einmaligkeit liegt über jedem einzelnen.
Hans
Pertsch
geistig
geschrieben während des Pfälzerwald Marathon 2015
Donnerstag, 13. August 2015
4.Pfälzer Felsentrail 2015
Ein bisschen amüsiert belauscht Hans Pertsch, ein
Mitorganisator des 4.Pfälzer Felsentrails, die Unterhaltung zwischen einem
Neuling und einem alten Hasen dieses Laufes. „Glaube mir, dieser Trail ist ganz
anderes wie sonstige Läufe.“ Und obwohl er verzweifelt nach einer Begründung
seiner Worte ringt, findet es sie nicht.
24 Stunden später fasst es Läufer Stephan Hahn in
seinem Facebookeintrag so zusammen „Die
Organisatoren haben eine so wunderbare Veranstaltung durchgeführt, so familiär,
so wertschätzend, so trailig, eine perfekte Strecke! ,dass ich nur einen Wunsch
habe: bitte 2016 wiederholen! Mit genau wieder diesen tollen Menschen, die wir
dieses Mal trafen und kennen lernten.“
Und dabei ist der von Martin Kölsch, Stefan Jung und Hans
Pertsch 2012 ins Leben gerufene Felsentrail keine öffentliche Veranstaltung
sondern nur ein Treff von Gleichgesinnten. Man findet sich über Facebook oder
Mund zu Mundpropaganda und vereinbart einen Lauftermin.
Wer zu diesem Zeitpunkt kann, der meldet sich formlos an.
Die einzige Voraussetzung ist, man ist gesund und gut durchtrainiert um den
Rodalber Felsenwanderweg zu erlaufen.
Die ganz Harten nehmen es mit der komplette Strecke von 45 Kilometern auf, Andere entscheiden sich
für 22 km oder kürzere Teilstücke. Dabei spielt das Alter der Teilnehmer keine
wesentliche Rolle. Gerade auf der langen Strecke gesellen sich Läuferinnen und
Läufer zusammen, die altersmäßig Opa und Enkelin sein könnten. Gegenseitiger
Respekt und Hochachtung wird auf und neben der Piste großgeschrieben.
Noch ein Novum des Laufes ist es, dass es keine Zeitnahmen
oder Urkunden gibt. Es ist ein Freundschaftslauf bei dem auf der Strecke
gelacht aber nicht gerempelt wird. Für die 70 Teilnehmer ist das kein Problem.
Sie fühlen sich wohl dabei. Die schnellen von ihnen werden an vielen
Verpflegungsstellen immer wieder ausgebremst. Hilfsbereite Familienmitglieder
und Lauffreunde übernehmen diese Aufgaben und gelten als die heimlichen Engel
des Laufes.
Viele der Teilnehmer sind aus härtestem Läuferholz. Die in
Gesprächen immer wieder auftauchenden Zahlen von 73, 150 oder320 sind keine
Hausnummern sondern die Kilometerangaben vergangener oder künftiger Läufe. So
hat die offizielle Teilsperrung des Felsenwanderweges den Organisatoren großes
Kopfzerbrechen bereitet. Da man den Wald rings um Rodalben aber wie seine
Westentasche kennt, baute man kurzerhand
eine Ersatzstrecke ein um die verlorenen Kilometer wieder auszugleichen.
Denn für einen Ultraläufer ist ein Lauf erst ein richtiger
Lauf wenn er die Marathondistanz von 42 Kilometer überschreitet.
Mitorganisator Stefan Jung aus Blieskastel ist übrigens
einer der Positiv-Verrücken auf der Langstrecke. Er legte sich am Sonntag
zusätzlich 8 kg Gepäck auf und sah den Lauf als Test für seinen Saisonhöhepunkt
im Oktober. Dort will er dann über 250 Kilometer, 7 Tage lang durch die Atacama
Wüste in Chile laufen. Dieses Wüstenstück gilt als der trockenster Platz der
Erde. Ein Fingerhut voll Wasser pro qm im Jahr gilt als regenreich.
Als kurz nach 16.00 Uhr die letzten Läufer im Ziel ankamen
treffen sich schmunzelnd die Blicke der beiden Freunde Martin Kölsch und Hans
Pertsch. Wochenlang haben sie intensiv am Gelingen dieses Tages gebastelt. Es
ist vollbracht, wo ein Wille ist, da lässt sich auch etwas bewegen.
Hans Pertsch, 10. August 2015 - veröffentlicht in der Pirmasenser Zeitung vom 12.August 2015
Montag, 3. August 2015
10 Jahre Pfälzerwald Marathon
10 Jahre Pfälzerwald Marathon
Die Schuhmetropole Pirmasens feiert die zehnte Ausgabe des Pfälzerwald Marathons.
Die einen nennen sie eine Buckelstrecke, die Anderen reden von einem einmaligen Marathonerlebnis. Beide haben recht. Der Lauf durch den Pfälzerwald ist ein wahrlich bucklig, schöner Marathon.
Die Schuhmetropole Pirmasens feiert die zehnte Ausgabe des Pfälzerwald Marathons.
Die einen nennen sie eine Buckelstrecke, die Anderen reden von einem einmaligen Marathonerlebnis. Beide haben recht. Der Lauf durch den Pfälzerwald ist ein wahrlich bucklig, schöner Marathon.
Zugegeben, der Schreiber dieser Zeilen ist ein wenig voreingenommen.
Denn er hat die Gnade in dieser schönen Umgebung seine Trainingsläufe
absolvieren zu dürfen.
Der jährliche Termin im September ist ein zweiter Glücksgriff für die Läufer. Bis auf eine einzige Ausnahme war der Lauf durch den Pfälzerwald immer ein Sommermarathon.
Obwohl inzwischen Starter aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland beim Pfälzerwald Marathon starten, hat man den Flair eines „Familientreffens“ aufrecht erhalten können. Man kennt sich, tauscht Erinnerungen aus, lacht miteinander und „leckt“ nach dem Lauf gemeinsam seine Wunden.
Dieses Gemeinschaftsgefühl ist besonders beim Firmenlauf durch die Pirmasenser Innenstadt am Freitag vor dem Marathon zu spüren. Jedes mal bricht tosender Beifall aus wenn Cheforganisator Hartmut Kling die neusten, immer steigenden Starterzahlen verkündet. Belohnt mit Medaille und Freibier ziehen nach dem Lauf viele Läufer und Begleiter weiter zur Läuferpartie in die Messehalle.
Schon seit Jahren setzt man beim Pfälzerwald Marathon erfolgreich auf die Jugend. So ist es
an den heimischen Schulen schon beinahe Pflicht, ihre Besten an den Start zu schicken. In einer kleinen Stadt wie Pirmasens bis zu 1000 Schülerinnen und Schüler zu einem Wettkampf zu mobilisieren, ist eine wohl einmalige Leistung des Veranstalters.
Wer zum Marathonlauf nach Pirmasens fährt, dem kommt es meistens nicht auf persönliche Bestzeiten an. Denn die bergigen Wege durch den Pfälzerwald sind alles andere als eine einfache Strecke. Egal ob es zuvor geregnet hat oder die Piste staubtrocken ist, der Lauf ist eine besondere Herausforderung an Konstellation und Kondition der Teilnehmer.
Wie in den „Bergen“ üblich liegt das Pirmasenser Ziel ziemlich weit oben. So ist der Einlauf in die Pirmasenser Messehalle noch einmal mit einem Schlussanstieg verbunden.
Jubel, Umarmung, Läuferbier oder eine Massage, jeder feiert im Ziel die „Erlösung“ auf seine Art. Und nicht selten kommt es vor, dass so mancher Läufer Ausschau nach dem Anmeldeformular für die nächste Ausgabe hält.
Also bis zum nächsten mal.
http://www.marathon66.de/12.html
Hans Pertsch, August 2015
Der jährliche Termin im September ist ein zweiter Glücksgriff für die Läufer. Bis auf eine einzige Ausnahme war der Lauf durch den Pfälzerwald immer ein Sommermarathon.
Obwohl inzwischen Starter aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland beim Pfälzerwald Marathon starten, hat man den Flair eines „Familientreffens“ aufrecht erhalten können. Man kennt sich, tauscht Erinnerungen aus, lacht miteinander und „leckt“ nach dem Lauf gemeinsam seine Wunden.
Dieses Gemeinschaftsgefühl ist besonders beim Firmenlauf durch die Pirmasenser Innenstadt am Freitag vor dem Marathon zu spüren. Jedes mal bricht tosender Beifall aus wenn Cheforganisator Hartmut Kling die neusten, immer steigenden Starterzahlen verkündet. Belohnt mit Medaille und Freibier ziehen nach dem Lauf viele Läufer und Begleiter weiter zur Läuferpartie in die Messehalle.
Schon seit Jahren setzt man beim Pfälzerwald Marathon erfolgreich auf die Jugend. So ist es
an den heimischen Schulen schon beinahe Pflicht, ihre Besten an den Start zu schicken. In einer kleinen Stadt wie Pirmasens bis zu 1000 Schülerinnen und Schüler zu einem Wettkampf zu mobilisieren, ist eine wohl einmalige Leistung des Veranstalters.
Wer zum Marathonlauf nach Pirmasens fährt, dem kommt es meistens nicht auf persönliche Bestzeiten an. Denn die bergigen Wege durch den Pfälzerwald sind alles andere als eine einfache Strecke. Egal ob es zuvor geregnet hat oder die Piste staubtrocken ist, der Lauf ist eine besondere Herausforderung an Konstellation und Kondition der Teilnehmer.
Wie in den „Bergen“ üblich liegt das Pirmasenser Ziel ziemlich weit oben. So ist der Einlauf in die Pirmasenser Messehalle noch einmal mit einem Schlussanstieg verbunden.
Jubel, Umarmung, Läuferbier oder eine Massage, jeder feiert im Ziel die „Erlösung“ auf seine Art. Und nicht selten kommt es vor, dass so mancher Läufer Ausschau nach dem Anmeldeformular für die nächste Ausgabe hält.
Also bis zum nächsten mal.
http://www.marathon66.de/12.html
Hans Pertsch, August 2015
Samstag, 25. Juli 2015
Karwendel Berglauf 2015
„Ja seits ihr alle narrisch“, tönt es mir in tiefstem Bayerisch entgegen. Es ist auf
den ersten Blick nicht auszumachen ob
die ältere Dame die mich gerade ins Visier nimmt, es ernst meint oder einen
Spaß mit mir macht. Und sie setzte noch
mal mit den Worten „leg Di in den Schatten, und lass die Buben laufen“, nach. Etwas
verlegen ringe ich um eine Antwort. Da fällt mir ein bayerisches Wort ein, das
man für nahezu jeden Zweck verwenden kann. „Passt schon“, rufe ich lächelnd
zurück. Ihre aufgebrachte Retoure verstehe ich Gott sei dank nicht richtig,
aber in tiefster Seele kann ich ihr nur recht geben.
Es ist mörderisch heiß und unerträglich schwül. Die
Startzeit um 14.00 Uhr ist für einen so schweren Lauf ein wenig unglücklich
gewählt. Aber Tradition ist eben Tradition in Bayern.
Auch wenn zahlreiche Starter wegen der Hitze und dem angedrohten Gewitter wohl gekniffen
haben, stehen noch weit über 300 Läuferinnen und Läufer erwartungsvoll auf dem
Mittenwalder Marktplatz. Auf alle warten 1460 Höhenmeter, ungleich
verteilt auf 11 km.
Die jungen Wilden nehmen es gelassen. Ihr Blick nach oben
gilt ausschließlich dem Gipfelkreuz,
Unter ihnen auch der sympathische Jonas Lehmann der ebenfalls aus dem
Pfälzerwald kommt. Als Drittplazierter wird er später mit einer Zeit von etwas
mehr als einer Stunde die Ziellinie in 2340 Meter ü.M. überlaufen.
Viel weiter hinten sowohl am Start wie auch im Ziel stehe
ich mit meinen knapp 63 Lenzen.
Das Ziel vom „Hauptsache ankommen“ setze ich mir nicht mehr.
Schließlich ist es ein Wettkampf und kein Wandertag. Illusionen mache ich mir
trotzdem keine. Es wird wohl auch bei diesem Lauf ein Platz ganz hinten geben.
In der Vorbereitung
musste ich viel Überzeugungskraft an den Tag legen.. Denn Trainingsläufe
bei knapp 40° und steilste Bergetappen im Schwarzwald die den Ernstfall am
Karwendel simulieren sollten, musste ich Familie und Freunden erst einmal als
unbedingt notwendig verkaufen.
Aber nun war es soweit. Startschuss! In Anbetracht der Schwüle hoffe ich
innerlich auf einen verhaltenen Start. Aber die Meute ist erbarmungslos. Rechts
und links von mir schießen Läuferinnen und Läufer wie die Wiesel vorbei. Sofort wird klar dass heute kein
„Kanonenfutter“ im Läuferfeld ist. Nach exakt zwei Kilometern wird es alpin.
Viele Wanderer stehen applaudierend Spalier und keiner traut sich hier in den
Gehschritt überzugehen.
Der Veranstalter ist
topp vorbereitet, und bietet dem Läuferfeld an sieben
Verpflegungsstellen Wasser und Iso an,. Kalt oder warm, völlig egal, man trinkt
alles was angeboten wird. Nur Schattenplätze hat man nicht im Angebot.
Langsam reagieren meine Beine auf das Wort „laufen“ nicht
mehr. Gehen ist nun angesagt. Manchmal schneller aber immer öfters langsamer. Trotzdem
bin ich bei Kilometer 6 noch perfekt in meiner Wunschzeit.
Noch ahne ich nicht, dass bald Abschnitte kommen werden, für
die ich 30 Minuten für einen Kilometer benötige. Langsam erreicht meine kleine
Gruppe die Baumgrenze und ich muss schmerzhaft feststellen, dass ich nicht mehr
mithalten kann.
Wie angenehmer die Temperaturen in der Höhe werden umso mehr habe ich mit der dünner wertenden
Luft zu kämpfen.
In Serpentinen geht es steil ein riesiges Geröllfeld hoch.
Ich sinniere darüber nach wie jemand hier hoch rennen kann. Meine Schritte sind
eher quälend und selbst das Wort „laufen“ wäre eine maßlose Übertreibung.
Seit einiger Zeit verfolgen mich die Blicke der Bergwacht.
Ganz oben am Berg haben sie sich platziert und lauern auf die Spätankömmlinge.
„Komm ich zu spät?“, rufe ich Ihnen entgegen.
Scheinbar mache ich noch einen soliden Eindruck, denn keiner
fragt mich ernsthaft nach meinem Wohlbefinden. Gerne würde ich den „Jungs“
einmal zeigen was eine richtige Bergziege ist, aber ich bin einfach zu platt.
Das Wetter hat sich meinem Befinden angepasst.
Nebelschwaden überdecken meine Zielankunft.
Ich sehne mich nach dem gemütlichen Biergarten den mir die
alte Dame am Start angepriesen hatte. Aber die rettende Seilbahn nach unten
steckt irgendwo im Abendgewitter fest.
Jetzt wäre viel Zeit zum essen, trinken und nachdenken. Aber
ich bin viel zu leer im Kopf und auch der Magen ist nicht in Feierlaune. Vor
allem hüte ich mich über meine sportliche Zukunft nachzudenken. Ein „noch“
älterer Laufkollege hat einmal gesagt. „Du musst nicht schneller werden, nur
durchhalten, dann kommst Du bei jedem Rennen aufs Treppchen.“
Ob ich mir das wirklich als Vorbild nehme?
Hans Pertsch, Juli 2015
Labels:
2015,
365tage-365fotos,
Karwendel Berglauf,
Marathon66,
Mittenwald,
Pertschfoto,
reisen66
Abonnieren
Posts (Atom)