Montag, 28. September 2009

Jetzt erst recht!

Der gestrige Lauf ist mir im wahrsten Sinne auf den Magen geschlagen. Nach ca. 12 Kilometern war ich überglücklich, dass Martin den Lockrufen seiner Frauen folgen mußte, und ich den Lauf beenden konnte. Obwohl wir im Bummeltempo unterwegs waren, fühlten sich meine Beine an wie nach einem schweren Berglauf. Keine Luft, keine Lust, keine Uhr, kein Foto, alles hatte ich an diesem morgen zuhause gelassen. Eine Generalprobe sollte eigentlich anders aussehen.
Der Morgen darauf brachte den nächsten Schock. Bei 82 Kilogramm schlug die Waage erbarmungslos an. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Fünf Tage vor einem Marathon sind das nicht gerade tolle Aussichten.


"Da hilft nur eine Trotzreaktion", ging es mir durch den Kopf. Ohne jegliche Vorbereitung startete ich am Abend zu einem meiner besten Läufe der letzten Wochen. Sieben Kilometer mit 200 Höhenmetern in etwa 40 Minuten rückten meine (Lauf)Welt wieder ein wenig in Ordnung. (Foto: mitten in der Stadt und trotzdem viel Grün)

Donnerstag, 24. September 2009

Belohnung

So still und heimlich "trainiere" ich ja noch für einem Marathon in diesem Jahr. Da mir aber die richtig langen Einheiten fehlen, werde ich wohl eher auf Ankommen wie Angreifen setzen.
Gestern Abend hatte ich geplant ins Krafttraining zu gehen. Aber ein Blick auf den abendlichen Himmel hat mich kurzerhand umdisponieren lassen. Da ich erst am Dienstag einen Berg "bezwungen" hatte, entschloss ich mich für ein paar schnelle Sprint´s auf einem ehemaligen Militärgelände.
Bis zur "Brechoberkante" habe ich mich dabei verausgabt. 4:27, 4:39 und 4:40 waren die schnellsten gelaufenen Kilometer. Schlapp wie nach einer durchzechten Nacht trabte ich Richtung Heimat. Als Belohnung für meine "Arbeit" gab es dieses einmalige Stimmungsbild von einem der letzten Zeugen der großen Pirmasenser Tradition.
Am Ortseingang weißt dieser metallene Schuh darauf hin, dass in Horebstadt einmal die Deutsche Schuhmetropole war.



Obwohl die Nacht schon beinahe hereingebrochen war, ließ die untergehende Sonne "das Denkmal" Schuhstadt Pirmasens noch einmal in hellem Licht erleuchten.

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Dienstag, 22. September 2009

Trainingslager

"Mein größter Gegner ist das Alter" sagte beim Berlin Marathon der Sieger Haile Gebreselassie. "Wie recht er hat, der alte Herr" geht es mir an diesem Morgen auch durch Kopf und Körper. Die 28 Kilometer meines Wochenendlaufes liegen mir noch schmerzend in den Beinen als ich kurz vor dem Start von Martin noch einen telefonischen Livebericht direkt von der Strecke in Berlin erhalte. Mein Herz blutet, nicht zusammen mit ihm am Start in der "Straße des 17.Juni" stehen zu können.

Aber seit einigen Wochen befinde ich mich in einem besonderen Trainingslager. Wir bauen unser Geschäft vollkommen um, und da bleibt keine Zeit für größere Abenteuerwochenenden. Täglich viele Stunden harte Knochenarbeit liegen hinter mit. Manchesmal sinke ich abends todmüde in meine Bettfedern. Nun geht es aber langsam zu Ende. Viele Dinge von denen wir uns verabschieden werden, drücken ein bisschen auf die Seele. Aber kaufmännische Entscheidungen müssen höhere Prioritäten haben wie Sentimentalitäten.
Aber irgendwann werde ich auch wieder mehr Zeit zum laufen haben.

Dienstag, 15. September 2009

Laufparadies Pfälzerwald

Der Pfälzerwald ist ein Laufparadies. Martin und ich "predigen " das bei jeder Gelegenheit.
Natürlich gibt es nur wenige Rückmeldungen auf unsere Laufgeschichten. Aber manchesmal hat man das Gefühl man hört uns.
Die Teilnehmerzahlen beim Pfälzerwald Marathon lassen zumindest aufhorchen. Während die kleinen Marathonläufe in Deutschland mit Stagnation und Rückgängen kämpfen, steigen in Pirmasens die Läuferscharen gewaltig an. Erfolg hat wie immer viele Väter, und jeder sonnt sich gerne in Erfolgen. Das wir vielleicht auch ein bisschen dazu beigetragen haben macht uns stolz.

Aber nicht nur bei Laufveranstaltungen steigt das Interesse sichtbar an. Walking, Jogging und Laufen haben Hochkonjunktur. Überall begegnet man sportlich tätigen Menschen aller Altersklassen. Ich finde es ein sehr positives Zeichen, dass vielen Menschen ihre Gesundheit doch nicht egal ist.

Selbst habe ich keine Lieblingstrecke. Ich fühle mich überall zu Hause.
Heute war ich knapp 10 Kilometer in der Stadt unterwegs. (siehe Fotos) Noch immer ein bisschen vom Wochenende angesäuert, habe ich so richtig Gas gegeben. Der schnellste Kilometer mit 4.29 Minuten macht mir Hoffnung doch noch einen schnellen Marathon in diesem Jahr zu laufen.
.laufparadiese.de

Sonntag, 13. September 2009

Versprechen eingelöst

Das Versprechen ist eingelöst. Keinen von der Liste meiner Laufkollegen konnte ich hinter mir lassen. Bei manchen war es knapp, von anderen war ich Lichtjahre entfernt. Beim nächsten Mal werde ich mir wohl leichtere Kandidaten aussuchen müssen. Der Lauftag hat trotzdem viel Spass gemacht.

Nach dem Lauf fühlte ich mich frisch und locker wie selten. Keine Müdigkeit und keine schweren Beine. Mit 2:04 Std. bin ich trotz der schweren Strecke nicht zufrieden. Ich kann mir nicht richtig erklären wo ich die Minuten zu meiner Wunschzeit von unter 2 Stunden verloren habe. Waren die 15 Fotos etwa doch zuviel? Übrigens, auch dieses Foto ist von heute.
Hier geht es zum "meinem"Pfälzerwaldmarathon.

Samstag, 12. September 2009

"Heimspiel"

Morgen startet in Pirmasens die vierte Auflage des Pfälzerwald Marathons.
Er ist nicht vergleichbar mit anderen Läufen die ich kenne.
90% Wald, knackige Steigungen, angenehme Abwärtspassagen, ausgezeichnete Organisation und familäre Atmosphäre geben diesem Lauf einen besonderen Flair. Ich schreibe das nicht weil es mein "Heimspiel" ist, sondern weil ich diese Meinung mit vielen Besuchern und Läufern teile.

Ein Heimspiel hat natürlich auch seine Besonderheiten. Gleich fünf Laufreundinnen und Lauffreunden habe ich angedroht die Rücklicher zu zeigen. Unter anderem steht auch Martin auf dieser schwarzen Liste.
Da ich meine eigene Leistung ganz gut einschätzen kann weiss ich nätürlich, dass die meisten meiner Kandidaten weit vor mir auf der Ergebnissliste erscheinen werden. Aber das ist mir der Spaß wert.
Je nach Ergebnis morgen überdenke ich dann vielleicht noch einmal, ob nicht doch noch ein Marthonlauf 2009 irgendwo auf der weiten Welt auf mich wartet.

Hier noch ein Bild vom letzten,späten auslaufen vor dem Tag X.

Mittwoch, 9. September 2009

Damals

Kaum ein Musiker hat die Welt in den letzten Jahren so elektrisiert wie der Exzentriger Michael Jackson. Spektakulär im Leben wie im Sterben. Als Musikliebhaber war ich ein begeisterer Fan, als Vater ein eher kritischer Betrachter.
Wie komme ich gerade heute darauf?
Während des Umbau´s in meinem Geschäft habe ich ein Stück alte Wand abgerissen. Unter vielen Schichten neuerer Plakate blickte mir plötzlich Michael Jackson ins Gesicht.
Gleich zweimal hatte ich die "Ehre" Tickets des King of Pop verkaufen zu dürfen. Das erste Mal war es bei einem Konzert in Mannheim. Damals gab es noch keine Computertickets, sondern schöne bunte Karten. An den Preis kann ich mich auch noch erinnern. Für 59 DM gingen damals 60000 Menschen zum Mannheimer Maimarktgelände.
Auch wenn ich ein überzeugter Gegenwartmensch bin, manchesmal ist auch der Blick nach hinten schön.

Was hat das alles mit dem Laufen zu tun? Wenn meine Gesundheit mitmacht, plane ich für 2010 auch etwas Spektakuläres. Den Marathon von Graubünden. Die Verhandlungen mit meiner Frau laufen bereits, und es sieht nicht übel aus, die Genehmigung zu erhalten.

Sonntag, 6. September 2009

Halbmarathon Plus

Langsam wird es zur Warheit. Ich vergreise.
Nicht nur dass ich mir alles aufschreiben muß um nichts zu vergessen, nein ich verlege alles was ich in den Händen habe. Heute war ich wieder zu doof um meine Laufzeit exakt zu dokumentieren, weil ich wahrscheinlich unterwegs die Zeit abgestoppt hatte. Und dass ich für meinen Lauf keine Flüssigkeit mitgenommen hatte, lag nicht am Wassernot-stand zuhause, sondern am Trinkgürtel der zuhause zurückgeblieben war.
Dass ich anstelle eines Halbmarathons nahezu 31 Kilometer laufen durfte (oder musste) lag jedoch am Oberlaufplaner Martin. Wieder einmal hat er alle Pläne des Vortages über Nacht noch einmal "überdacht" und eine zusätzliche Laufstrecke für seine Frau Pia eingebaut. So liefen wir nicht nur die Halbmarathonstrecke des Pfälzerwaldmarathons sondern zusätzlich die 2. Etappe des Staffelwettbewerbes.
Sieht man vom letzten Anstieg zum Ziel obigen Marathons ab, war es ein sehr schöner Lauftag.
Glaubt man der Uhr von Freund Martin waren wir 30,8 Kilometer mit 620 Höhenmetern unterwegs.
Und wenn ich nichts vergessen habe, dann war es das für heute.

Übrigens, Bild 3 wird mein "Mittagsmahl" für die nächste Zeit sein.

Freitag, 4. September 2009

Busgeflüster

Endlich wieder ein herrlicher Sonntag in diesem oft verregnetem Sommer. Es ist 10.00 Uhr und aus allen Himmelsrichtungen strömen Hunderte von Menschen in Richtung eines Sportlertreffs.
Die meisten von ihnen sind bunt gekleidet und atmen spürbar Gefühle der Lockerheit und gute Stimmung aus. Böse Worte oder gar Krawalle sind in dieser Welt nicht zu Hause.

Sie haben richtig erkannt- Wir befinden uns mitten unter dem Volk der Marathonläufer.
Die „richtigen“ Marathonis waren bereits vor 2 Stunden hier an dieser Stelle, und sind inzwischen schon einige Kilometer auf der Strecke unterwegs. Übriggeblieben sind nur noch die „Halben“ die demnächst die Minidistanz von 21100 Meter bewältigen müssen.
Viele warten geduldig, manche aber auch sehr ungeduldig auf die Busse, die sie zum Start bringen sollen. Als Betrachter kann man sich kaum ein richtiges Bild von dem machen, was in den Köpfen so mancher Läufer vor sich geht. Zu unterschiedlich sind Sportler vor Ihrem Wettkampf.
Unter einem Baum beobachte ich einen älterer Läufer der noch einmal kräftig an seiner Zigarette zieht, bevor er sie unter dem Fluch „scheiß Ding“ in den Straßengraben befördert. Die Frage einer Läuferin „ist im Bus eine Toilette“ beantwortet sich unter lautstarkem Lachen der ganzen Meute, von alleine.
Als der Bus dann endlich vorfährt, erhält eine Gruppe von Allwissenden eine herbe Schlappe. Der Busfahrer jongliert sein Gefährt an eine Stelle die für viele, den bereits fest eingeplanten Sitzplatz in weite Ferne rücken lässt.
Auch ich gehöre bereits vor dem Lauf zum Feld der Geschlagenen und muss mir das weitere Geschehen in Stehen ansehen.
Ich mach das aber ganz gerne. Erstens habe ich hier den besseren Überblick, und zweitens bemerke ich, dass andere den Sitzplatz viel nötiger haben wie ich. Denn bevor der Bus sich überhaupt in Bewegung setzt, ist ein Teil der Sitzenden schon in den Tiefschlaf verfallen.
Nicht eine hübsche Blondine auf die mein Blick immer wieder fällt. Sie quält ihren Klappspiegel und Schminkkasten während der ganzen Fahrt. Beim Eiskunstlauf hätte ich ihre Bemühungen ja verstehen können, aber beim Laufen sind die Kampfrichter Uhren, und die sind nun mal nicht bestechlich.
Lange hatte ich angesichts des nahe liegenden Luftwaffenstützpunktes für einen jungen Mann die Frage auf den Lippen „willst Du in den Krieg ziehen?“, aber ich verkneife sie mir. Denn der Rucksack auf seinem Rücken, und die vier „Trinkhandgranaten“ am Gürtel ließen mich eher auf eine militärische Aktion schließen, wie auf einen Halbmarathon.
Auch das Gespräch zweier Ärzte über den Sinn und Zweck von Aspirin vor einem Lauf ließen mir die Haare zu Berg stehen. Die Sprache der Beiden klang bayerisch, was in mir die Hoffnung weckte, wohl kaum jemals in die ärztliche Obhut dieser Spezialisten geraten zu müssen.
In regelmäßigen Abständen schien mein Puls verrückt zu spielen. Von Scheintod mit 50 Anschlägen bis zum Herztod mit 200 Hammerschlägen blinke auf dem Display meiner Uhr
Jede nur denkbare Zahl auf. Aber das Beste daran ist, ich trage überhaupt keinen Brustgurt. So begehe ich innerhalb von wenigen Minuten tausendfachen Missbrauch mit den sensibelsten Daten meiner Konkurrenten.
Kurz vor der Ankunft passieren wir ein großes provokatives Werbeplakat einer fragwürdigen Partei. „Reichtum für Alle“ steht dort auf großen Lettern geschrieben. Nachdenklich geworden schweift mein Blick noch einmal durch den inzwischen hellwach gewordenen Bus.
Topmoderne Bekleidung der großen internationalen Sportartikelhersteller bestimmen eindeutig das Geschehen. Auch das wichtigste Werkzeug der Läufer, die Schuhe, lässt keine Zweifel aufkommen. Discounterware passt nicht an ambitionierte Sportlerbeine. Während fröhlich lachende Läufer mit Designersonnenbrillen und High Tec Computern am Arm aus dem Bus strömen fällt mir wieder ein Bericht über junge afrikanische Läufer ein. Teils barfuss, teils mit abgetragenen Latschen ertragen sie echte Armut mit einem Lächeln auf den Lippen und der Hoffnung, irgendwann einmal mit eigenen Schuhen laufen zu dürfen.
Klar, der Vergleich hinkt. Aber anstelle flacher Parolen sollten wir mit viel Demut "unsere Armut" ertragen.