Von wegen tiefste Provinz. Läufer aus 40 Ländern, das
Saarland eingeschlossen, wurden beim 10. Weinstraßen Marathon vom bestens
aufgelegten Moderator in Ihrer Muttersprache begrüßt. Man hatte an der Weinstraße
auch allen Grund bester Laune zu sein.
Alle drei Laufdisziplinen des Sonntages waren bereits im
Vorfeld ausgebucht. Lediglich das Umsteigen von Marathon auf Halbmarathon war
nach eigenem Ermessen während des Laufes möglich. So waren inklusive des neuen
Duo-Marathons rund 3300 Läuferinnen und Läufer am Start.
Entsprechen eng ging es daher auch auf dem ersten Kilometer
in der Ortsstraße von Bockenheim zu. Danach lichtete sich das Feld schnell. Zur
Startzeit lag die Temperatur gerade mal bei 10 Grad. Mancher fröstelte im
Schatten und ließ sich zu warmer Bekleidung verführen. Was sich spätestens in
den Mittagstunden bei 20 Grad böse rächen sollte. Es war nicht zu übersehen,
die Südpfalz gehört zu den am frühsten blühenden Landschaften der Republik Trotzdem hatte man in diesem Jahr das
Gefühl, dass die Natur noch ein bisschen zurück ist und die Farben des
Frühlings noch ein bisschen blass waren.
Überraschend viele Menschen waren bereits morgens unterwegs
und säumten in den Winzerorten und in den Fußgängerzonen die Straßen.
Klar, dass bei diesem Lauf das Wort Wein im Mittelpunkt
steht. Nur nicht schüchtern sein und probieren wird duzendweise den Läufern
zugerufen. Viele zögern aber noch, den der bevorstehende Heimweg ist noch lang.
Manche versprechen jedoch später noch mal reinzuschauen. Außergewöhnliche
Erfrischungen gibt es auch in Form von Riesling-Schwämmen aus denen die Läufer
angeblich neue Kraft saugen können. In Herxheim am Berg können die
Sportlerinnen und Sportler zusätzlich durch einen feinen Wassernebel, der mit
Rieslingaroma aufwartet, durchlaufen.
Zu diesem Zeitpunkt sind die Halbmarathonteilnehmer längst
wieder am Ausgangsort in Bockenheim angekommen. Allen voran Vorjahressieger
Jonas Lehmann vom TuS Heltersberg. Mit 1:09.51 Std. hatte er auf den
Zweitplatzierten ganze 7 Minuten Vorsprung.
Ähnlich ging es bei den Damen zu. Die inzwischen in der W50 startende
Josefa Matheis verwies ihre schärfste Konkurrentin mit sechs Minuten Abstand
auf den zweiten Platz.
Beim Marathon deutete sich bereits früh an, dass nicht nur
der Marathonwein, sondern auch die Siegesprämien nach Kenia gehen werden.
Längst ist es an der Tagesordnung, dass
teils bei uns noch unbekannte Kenianer, auch bei kleineren Veranstaltungen
starten. Manches mal
werden sie
eingeladen, anderen Orts starten sie um die Siegesprämie und etl. ein Zubrot
für einen neuen Streckenrekord einzulaufen. Den Veranstaltern bringt das
internationalen Flair, für manchen regionalen Läufer ist es aus sportlichen
Gründen sicherlich ein großes Ärgernis.
Evans Taiget jedenfalls war bestens gelaunt an diesem Tag an
der Deutschen Weinstraße. Der Abstand zu seinem ersten Verfolger betrug am Ende
satte 21 Minuten was den Zweifel an seiner Klasse schnell verstummen ließ. Mit
2:20:47 Std. lief er die beste Zeit die jemals zwischen Bockenheim und Bad
Dürkheim gelaufen wurde. Seiner Landsfrau Emily Jemutai Cherui gelang dieses
Vorhaben nicht. Sie überquerte die Ziellinie in 2:55:49 und versäumte um einige
Minuten den zusätzlichen Scheck für den Steckenrekord.
Ein bisschen enttäuscht war Matthias Wagner vom Laufteam
Pirmasens. Mit 3:05:17 verpasste er nur knapp eine Wunschzeit unter drei
Stunden. Aber die bergige und schattenlose Strecke hat es in sich und hat schon
so manchen Traum platzen lassen. Nicht so bei Martin Kölsch vom gleichen
Laufteam. Er hatte sich vorgenommen keinesfalls über vier Stunden zu brauchen.
Er hatte sich den Lauf richtig eingeteilt und benötigte für seine 42195 Meter
3:52:45 Std. Angesichts von 450 positiven Höhenmetern gar kein leichtes
Unterfangen.
Aber der herrliche Frühlingstag in der Südpfalz hatte nicht
nur für die Sportler seine richtig schönen Seiten. Viele Läuferinnen und Läufer
machten zusammen mit ihren Familien den Lauftag zu einem Volksfest.
Das Festzelt und die Freiflächen rund ums „Haus der
Deutschen Weinstrasse“ waren von Menschen regelrecht überflutet. Es wurde
lautstark gefeiert und wahrscheinlich auch schon mancher Marathon Zukunftsplan
geschmiedet. Egal ob es ein guter oder schlechter Lauf war, sicher ist, nach
dem Lauf ist immer vor dem Lauf.
Hans Pertsch 11.April 2016 - veröffentlicht auch in der Pirmasenser Zeitung