Samstag, 16. April 2016

10.Weinstraßen Marathon 2016


                     

Von wegen tiefste Provinz. Läufer aus 40 Ländern, das Saarland eingeschlossen, wurden beim 10. Weinstraßen Marathon vom bestens aufgelegten Moderator in Ihrer Muttersprache begrüßt. Man hatte an der Weinstraße auch allen Grund bester Laune zu sein.
Alle drei Laufdisziplinen des Sonntages waren bereits im Vorfeld ausgebucht. Lediglich das Umsteigen von Marathon auf Halbmarathon war nach eigenem Ermessen während des Laufes möglich. So waren inklusive des neuen Duo-Marathons rund 3300 Läuferinnen und Läufer am Start.
Entsprechen eng ging es daher auch auf dem ersten Kilometer in der Ortsstraße von Bockenheim zu. Danach lichtete sich das Feld schnell. Zur Startzeit lag die Temperatur gerade mal bei 10 Grad. Mancher fröstelte im Schatten und ließ sich zu warmer Bekleidung verführen. Was sich spätestens in den Mittagstunden bei 20 Grad böse rächen sollte. Es war nicht zu übersehen, die Südpfalz gehört zu den am frühsten blühenden Landschaften der Republik  Trotzdem hatte man in diesem Jahr das Gefühl, dass die Natur noch ein bisschen zurück ist und die Farben des Frühlings noch ein bisschen blass waren. 

Überraschend viele Menschen waren bereits morgens unterwegs und säumten in den Winzerorten und in den Fußgängerzonen die Straßen.
Klar, dass bei diesem Lauf das Wort Wein im Mittelpunkt steht. Nur nicht schüchtern sein und probieren wird duzendweise den Läufern zugerufen. Viele zögern aber noch, den der bevorstehende Heimweg ist noch lang. Manche versprechen jedoch später noch mal reinzuschauen. Außergewöhnliche Erfrischungen gibt es auch in Form von Riesling-Schwämmen aus denen die Läufer angeblich neue Kraft saugen können. In Herxheim am Berg können die Sportlerinnen und Sportler zusätzlich durch einen feinen Wassernebel, der mit Rieslingaroma aufwartet, durchlaufen.

Zu diesem Zeitpunkt sind die Halbmarathonteilnehmer längst wieder am Ausgangsort in Bockenheim angekommen. Allen voran Vorjahressieger Jonas Lehmann vom TuS Heltersberg. Mit 1:09.51 Std. hatte er auf den Zweitplatzierten ganze 7 Minuten Vorsprung.
Ähnlich ging es bei den Damen zu. Die inzwischen in der W50 startende Josefa Matheis verwies ihre schärfste Konkurrentin mit sechs Minuten Abstand auf den zweiten Platz. 

Beim Marathon deutete sich bereits früh an, dass nicht nur der Marathonwein, sondern auch die Siegesprämien nach Kenia gehen werden. Längst ist es an der Tagesordnung, dass  teils bei uns noch unbekannte Kenianer, auch bei kleineren Veranstaltungen starten. Manches mal  werden sie eingeladen, anderen Orts starten sie um die Siegesprämie und etl. ein Zubrot für einen neuen Streckenrekord einzulaufen. Den Veranstaltern bringt das internationalen Flair, für manchen regionalen Läufer ist es aus sportlichen Gründen sicherlich ein großes Ärgernis.

PERTSCHFOTO

Evans Taiget jedenfalls war bestens gelaunt an diesem Tag an der Deutschen Weinstraße. Der Abstand zu seinem ersten Verfolger betrug am Ende satte 21 Minuten was den Zweifel an seiner Klasse schnell verstummen ließ. Mit 2:20:47 Std. lief er die beste Zeit die jemals zwischen Bockenheim und Bad Dürkheim gelaufen wurde. Seiner Landsfrau Emily Jemutai Cherui gelang dieses Vorhaben nicht. Sie überquerte die Ziellinie in 2:55:49 und versäumte um einige Minuten den zusätzlichen Scheck für den Steckenrekord.


Ein bisschen enttäuscht war Matthias Wagner vom Laufteam Pirmasens. Mit 3:05:17 verpasste er nur knapp eine Wunschzeit unter drei Stunden. Aber die bergige und schattenlose Strecke hat es in sich und hat schon so manchen Traum platzen lassen. Nicht so bei Martin Kölsch vom gleichen Laufteam. Er hatte sich vorgenommen keinesfalls über vier Stunden zu brauchen. Er hatte sich den Lauf richtig eingeteilt und benötigte für seine 42195 Meter 3:52:45 Std. Angesichts von 450 positiven Höhenmetern gar kein leichtes Unterfangen.

Aber der herrliche Frühlingstag in der Südpfalz hatte nicht nur für die Sportler seine richtig schönen Seiten. Viele Läuferinnen und Läufer machten zusammen mit ihren Familien den Lauftag zu einem Volksfest.
Das Festzelt und die Freiflächen rund ums „Haus der Deutschen Weinstrasse“ waren von Menschen regelrecht überflutet. Es wurde lautstark gefeiert und wahrscheinlich auch schon mancher Marathon Zukunftsplan geschmiedet. Egal ob es ein guter oder schlechter Lauf war, sicher ist, nach dem Lauf ist immer vor dem Lauf.


Hans Pertsch   11.April 2016   -  veröffentlicht auch in der Pirmasenser Zeitung


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