„Wann kann ich wieder richtig trainieren?“ Mit seltsamem Blick in den Augen hört sich mein Doc die für ihn wohl seltsame Frage an. „ Andere würden an Ihrer Stelle an die Reha denken, und Sie wollen für den nächsten Marathon trainieren? Haben Sie die Ernsthaftigkeit Ihrer Krankheit nicht begriffen?“ versucht er mir ins Gewissen zu reden.
Auch Freunde und Bekannte liegen mir mit duzenden Beispielen von Todesfällen in den Ohren, die sie selbst schon im engsten Familienkreis erlebt haben.
Mir selbst fällt es aber schwer, in dieser Gedankenwelt zu leben. Überhaupt bin ich über meine eigene Reaktion und das Handling mit der Situation ziemlich überrascht.
„Deine Zeit ist noch nicht gekommen“ hatte ich mir bereits in den ersten kritischen Tagen immer wieder gesagt und verbissen gegen jedes andere Argument angekämpft.
Aber aller Wille hilft nichts wenn der Körper das Training verweigert. Bereits nach wenigen Hundert Metern fühlt sich das lädierte Bein wie ein Fremdkörper an. Es wird schwer und fühlt sich an, wie wenn es jeden Moment platzen würde. Die Ursache dürfte sein, dass das Blut in den Wadenmuskeln noch nicht richtig zirkuliert. Glaubt man den „Fachleuten“ kann es zur völligen Heilung bis zu sechs Monate dauern.
Auf vier Etappen verteilt bin ich diese Woche trotzdem 21 Kilometer gelaufen. Sechs davon im Nieselregen am Samstagnachmittag. Im scheinbar menschenleeren Pfälzerwald war außer Rehen und Hasen nicht viel los. Mit viel Phantasie waren bereits die ersten Spuren des Frühlings zu entdecken. Natürlich braucht man hierfür den Blick des Optimisten und das Herz eines Naturliebhabers.
Auch am Sonntagmorgen hat es mich wieder rausgetrieben. Rennrad statt Rollator. Da es vor meiner Haustüre nur wenige flache Strecken gibt, heißt es, Berge rauf Berge runter.
Hier hatte ich weniger Probleme mit den Beinen wie mit meiner Kondition. Ich beneide Radfahrer die einfach so über die Berge „schweben“ können.
Ab Montag werde ich versuchen mit Krafttraining einer „Umformung“ meines Bauches vorzusorgen.
PS: Seit einer Woche bin ich zu Hause ohne Internet. Und das Verwunderliche daran ist, das Leben geht weiter. In meiner neu gewonnen Freizeit, habe ich diese hübsche Meise belauert.
Und jetzt gehe ich noch eine kleine Runde laufen. Bis bald.