Mittwoch, 3. November 2010

Athen Marathon 2010 I

Es war ein eiskalter Wintertag, der 24 Februar 2010. Noch weit nach 20.00 Uhr brannten die Lichter im Ärztezimmer der radiologischen Abteilung des Krankenhauses.
Nach einer endlos lang erscheinenden Untersuchung wartete ich äußerst nervös auf mein „Urteil.“ Obwohl es noch nicht ausgesprochen war, ahnte ich alles Böse der Welt. Und ich sollte mich nicht irren.
„Sie haben großes Glück im Unglück“, waren die Begrüßungsworte des Mannes in weiß. „Wir haben eine Lungenembolie bei Ihnen entdeckt. Sie scheint aber schon ein paar Tage alt zu sein, und daher sind die Überlebenschancen bei Ihnen sehr gut“, fuhr er fort.
Meine Frage: „und wie sieht das später wieder mit dem Laufen auf?“ schmetterte der über meinen Sorgen leicht irritierte Doc kurz mit den Worten „sind Sie froh, wenn Sie jemals wieder wandern können!“, ab.
Trotzig buche ich wenige Tage später den Athen Marathon.

Sie werden sich nun fragen, was hat das alles mit dem Marathon von Athen zu tun?

Ganz einfach. Exakt 250 Tage später stehe ich 2000 Kilometer von der Heimat entfernt am Ursprungsort des Marathons. Und das nicht zum wandern, sondern zum laufen.


Die letzten Tage und Wochen vor dem Start waren ziemlich nervenaufreibend. Nahezu perfekt verschleierte ich meiner Familie und sogar den besten Freunden meinen wahren Seelenzustand. Mut und Glauben standen in großer Aggressivität Angst und Selbstzweifel gegenüber. Und obwohl ich wie ein Verrückter trainiere, trat ich wochenlang auf der Stelle. Während meine Füße schon längst wieder „flitzen“ wollen, bremsen mich Herz und Lunge immer wieder aus. Der erste Start bei einem 10 Kilometerlauf endete in einem Desaster. Zusammen mit anderen „Frührentnern“ trieb mich der Besenwagen ins Ziel. Da bei meinen Geschwindigkeiten Mitläufer zum frieren verurteilt waren, meidete ich fortan möglichst jedes Gruppentraining. Auch die ärztliche Betreuung schraubte ich auf ein Minimum zurück, denn ich konnte keinerlei Funkeln mehr in den Augen meiner „Betreuer“ entdecken.
Ziemlich spät schien sich der Knoten doch noch zu lösen. Zwei lange Läufe und ein Halbmarathon konnte ich letztendlich doch noch in mein Trainingsbuch eintragen.
Nicht sonderlich viel, für ein großes Ziel, aber der Himmel zeigte wieder ein bisschen Hoffnung.
Trotzdem brauchte ich am Freitag keinerlei Coffein im Kaffee, denn der Puls war zum bersten hoch als ich in das Flugzeug Richtung Athen stieg.

Der Flug Richtung Athen wurde zu einem richtigen Schauspiel. Das überqueren der Alpen, die Kluften der Karpaten und der Anflug auf die griechische Hauptstadt boten traumhafte Bilder.



Noch nie zuvor stand ich auf griechischen Boden. Und auch mein Bekanntenkreis weist kaum einen griechischen Bekannten auf. Entsprechend groß war meine Neugier auf das EU-Land, welches in den letzten Monaten für so viel politischen Wirbel sorgte.
Aber um es gleich vorwegzunehmen, alle Negativbilder, die man sich durch Erzählungen, lesen und Fernsehen so im Laufe der Zeit aufbaut, habe ich nicht gefunden.
Einzig Sprache und vor allem die Schrift sind gewöhnungsbedürftig.

Wahrscheinlich leben im Großraum Athen etwa fünf Millionen Menschen. Da die Zahl der illegalen Einwanderer ist riesengroß ist, gibt es keine genauen Zahlen. Dank der Olympischen Spiele 2004 verfügt Athen über eine gut funktioniertes Metronetz.


Während man damit unter der Erde ruckzuck von A nach B kommt, herrscht auf den Straßen ein regelmäßiges Chaos. Von der Platznot getrieben fahren hier auf zweispurigen Straßen auch mal 3 Autos nebeneinander. Und noch ein Kuriosum: Der Innenstadtbereich darf an 3 Tagen der Woche nur von Autos mit geraden Nummern befahren werden, an den anderen Tagen sind die ungeraden an der Reihe. Der Samstag ist für alle frei.
Ein Hauch von Kultur und Antike findet man in der griechischen Hauptstadt nahezu an jeder Ecke. Will man aber richtig in die Geschichte Griechenlands eindringen, ist der Besuch der Akropolis eine Pflichtaufgabe. Glaubt man den Erzählungen der Reiseführer entstanden an den Hängen dieses Berges die ersten Vorreiter zur heutigen Demokratie.
Und wäre der Lauf am Sonntag nicht immer wieder im Hinterkopf aufgetaucht, Athen wäre ein tolles Kulturwochenende geworden. Ja, der Lauf, der lag mir noch kräftig im Magen.

Aber er kommt demnächst.

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