Mittelrhein
Halbmarathon 2014
Eigentlich
sollte man mit „eigentlich“ nie einen Satz beginnen weil „eigentlich“ nichts
gutes dabei rauskommen kann.
Daher
formuliere ich das mal anders. Den Mittelrhein Halbmarathon wollte ich
ursprünglich überhaupt nicht laufen. Der Heidelberger Halbmarathon war mein
Ziel. Aber wie es das Schicksal manches mal will werden auch „Helden“ einmal
krank. Im Zorne eines Hustenanfalles entschloss ich mich daher spontan den
nächstmöglichen Halbmarathon als Ersatz
zu nehmen.
„Eigentlich“
wäre dieser Plan auch perfekt aufgegangen hätte nicht mein Magen am
Freitagnachmittag, ohne große Vorwarnung einen Jahrhundertaufstand ins Leben
gerufen. „So lag ich morgens da, ich
armer Tropf“, am Bauch die Startnummer im Bauch die gähnende Leere.
Aber
gleich zwei Läufe hintereinander ausfallen lassen, passte mir gar nicht. So
packten wir die Koffer nicht aus sondern ins Auto. Im Laufe meines Lebens habe
ich gelernt, dass der Wille allein nicht immer Berge versetzten kann. Aber mein
Glaube, dass vieles möglich ist wenn man es nur wirklich will, machte mir Mut.
So
ging es ab nach Koblenz, in eine Stadt in der das Leben nur so pulsierte. Die
Hinterlassenschaften der
Bundesgartenschau waren rund um das
Deutsche Eck noch überall sichtbar. Die Sonne, die Mosel, der Rhein und die
vielen Menschen in den tollen Parks ließen das Herz höher schlagen.
Einzig
der Magen verweigerte jegliche Nahrungsaufnahme. Auch die Notfütterung am Abend
war nicht unbedingt „das Gelbe vom Ei“.
Die
etwas umständliche Startnummernausgabe am Morgen des Laufen verleitete mich
dann zu einem vorsichtigen Testlauf vom Hotel zu besagtem Ort. 2 Kilometer hin
und die gleiche Strecke zurück beglückten mich. „Es geht“, rief ich meiner Frau
zu und schlich mich vorsichtig ans Frühstücksbuffet heran.
Bald
ging es mit dem Zug zum Start nach Boppard wo eine grausam lange Stunde
Wartezeit die Stimmung unter den Läuferinnen und Läufern nicht gerade hob. Die
Sonne brannte auf Hochtouren und die wenigen Schattenplätze waren rar und hart
umkämpft.
Für mich sollten die 21 Kilometer heute schwer genug
werden. Die ersten 5 Kilometer waren wie in einem Sonnenstudio. Wir folgten den
leichten Kurven des Rheines was dem Körper eine gleichmäßige Bräunung
garantierte. Selten habe ich Läufer so einmütig dem Schatten von Bäumen und
Häusern folgen sehen wie hier beim Mittelrhein Marathon. Aber es gab verdammt
wenige Schattenspender wie ich später an einigen Sonnenbrandstellen am eigenen
Körper erfahren durfte.
Bis
Kilometer 11 lief alles richtig gut bei mir. Ich konnte mein eigenes Tempo
kontrollieren und sogar meine Fotopausen immer wieder kompensieren. Aber
langsam schien mich die Kraft zu verlassen. Der Temposchnitt sank gnadenlos und
die Angriffslust erinnerte mich an die Bayern aus München, nach dem Erringen
der Deutschen Meisterschaft.
So
etwa fünf Kilometer vor dem ersehnten Ziel setzte ich mir eine letzte Marke.
Über 2:20 Std. sollten es nun wirklich nicht werden. Und es wurde knapp, sehr knapp. Bei 2:19.39 Std blieb die Uhr
stehen. Endlich.
Nun
stand ich da wie ein geiziger Schwabe. Kein Hunger und kein Durst. Lange bin
ich neben einem „Erdinger Männchen“ hergelaufen, und nun sollte kein Tröpfchen
dieses leckeren Gesöffes in mich hinein gehen. Auch hier half letztendlich nur
die Zwangsernährung meiner Frau.
Ihr
gilt übrigens mein ganz besonderer Dank, nicht nur für diese Tat. Ohne Ihren
moralischen Aufbau und zureden, wäre ich wahrscheinlich nicht gelaufen, sondern
hätte mich in häufig zu hörender „Männermanier“ jammernd, auf irgend einer
Couch verkrochen.
Hans
Pertsch 19.5.14
mehr Bilder gibt es hier
http://endbeschleuniger.blogspot.de/2014/05/bilderimpressionen-vom-mittelrhein.html
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