Die Ruhe ist gespenstisch. Nur ein unrhythmischer
Schnarchton aus dem Nachbarbett sorgt ab und zu für ein wenig Abwechslung.
Das "amtliche" Wiegen das eben anstand, hat mir die Lust versaut, meine Riesengebäckpackung, die mir ein Freund mitgebracht hat, zu öffnen. Drei Kg über Kampfgewicht und keine Bewegung.
Heimlich schleiche ich mich auf den großen Flur. Hier draußen spüre ich ein wenig den Hauch von Freiheit. In einer Sitzgruppe verharren Menschen die Zeitschriften in der Hand halten, die sie sonst wahrscheinlich nie lesen würden.
Ein kleiner, älterer Mann im Schlafanzug hängt mit der Nase an der vom Nebel angefeuchteten Scheibe. Sein Blick erinnert mich an eine Gegebenheit in Ostberlin zu alten DDR Zeiten.
Dort hatte ich mal einen kleinen Jungen beobachtet der sehnsüchtig und ungeduldig auf die Oma mit dem Paket aus dem Westen wartete. Ein Bild, das vor mir auch 25 Jahre nach dem Mauerfall immer wieder auftaucht.
Das "amtliche" Wiegen das eben anstand, hat mir die Lust versaut, meine Riesengebäckpackung, die mir ein Freund mitgebracht hat, zu öffnen. Drei Kg über Kampfgewicht und keine Bewegung.
Heimlich schleiche ich mich auf den großen Flur. Hier draußen spüre ich ein wenig den Hauch von Freiheit. In einer Sitzgruppe verharren Menschen die Zeitschriften in der Hand halten, die sie sonst wahrscheinlich nie lesen würden.
Ein kleiner, älterer Mann im Schlafanzug hängt mit der Nase an der vom Nebel angefeuchteten Scheibe. Sein Blick erinnert mich an eine Gegebenheit in Ostberlin zu alten DDR Zeiten.
Dort hatte ich mal einen kleinen Jungen beobachtet der sehnsüchtig und ungeduldig auf die Oma mit dem Paket aus dem Westen wartete. Ein Bild, das vor mir auch 25 Jahre nach dem Mauerfall immer wieder auftaucht.
Morgenmuffel haben schlechte Karten. Marlis, die hübsche
Krankenschwester ließt wie vom Fließband den Speiseplan für den nächsten Tag
vor. Kein gemütliches Häkchenmachen auf einem Zettel, nein, auch im Krankenhaus
hat Hightech die Regie übernommen.
Die Auswahl ist groß aber nur gutes zuhören führt zum Lieblingsmenü am nächsten Tag. Wer jedoch bei der falschen Brotsorte "ja" gerufen hat, wird am nächsten Morgen dafür gnadenlos abgestraft. Umtausch ist ausgeschlossen.
Das war nicht immer so. Früher gab es zwar auch schon Wahlmöglichkeiten. Diese bestanden aber nur zwischen essen oder stehen lassen. Ja, das war die gute alte Zeit.
Die Auswahl ist groß aber nur gutes zuhören führt zum Lieblingsmenü am nächsten Tag. Wer jedoch bei der falschen Brotsorte "ja" gerufen hat, wird am nächsten Morgen dafür gnadenlos abgestraft. Umtausch ist ausgeschlossen.
Das war nicht immer so. Früher gab es zwar auch schon Wahlmöglichkeiten. Diese bestanden aber nur zwischen essen oder stehen lassen. Ja, das war die gute alte Zeit.
Ein Krankenhausaufenthalt ist für viele ein wenig wie
Silvester. Nicht dass große Feierfreude aufkommt, aber die Ernüchterung des
Zwangsstops lässt viel Zeit über Versäumtes und vor allem über die Zukunft und
neue, gute Vorsätze nachdenken.
Und es sind dabei nicht unbedingt die Weicheier , nein es sind oft die harten Knochen die hier einknicken.
Einzig bei den Rauchern scheint die Einsicht noch weit hinterm Horizont entfernt zu sein. Denn ihre Beschwerden haben ja nur ganz selten mit Ihrer Nikotinsucht zu tun. Trotzdem sind sie sehr beliebt. Denn Sie sind meistens die Ersten die wieder auf den Beinen sind. Die Raucherecke vor der Eingangstür ruft laut und beharrlich nach ihnen.
Beim Bewegungsmangel hingehen kommt bei manchen Betroffenen reinste Euphorie auf. Die Planungen für das Leben nach dem Krankenhaus liegen abrufbereit bereits in Kopf und Schublade. Die Frage ob sie zuhause jemals wirklich umgesetzt werden, bleibt aber unbeantwortet.
Und es sind dabei nicht unbedingt die Weicheier , nein es sind oft die harten Knochen die hier einknicken.
Einzig bei den Rauchern scheint die Einsicht noch weit hinterm Horizont entfernt zu sein. Denn ihre Beschwerden haben ja nur ganz selten mit Ihrer Nikotinsucht zu tun. Trotzdem sind sie sehr beliebt. Denn Sie sind meistens die Ersten die wieder auf den Beinen sind. Die Raucherecke vor der Eingangstür ruft laut und beharrlich nach ihnen.
Beim Bewegungsmangel hingehen kommt bei manchen Betroffenen reinste Euphorie auf. Die Planungen für das Leben nach dem Krankenhaus liegen abrufbereit bereits in Kopf und Schublade. Die Frage ob sie zuhause jemals wirklich umgesetzt werden, bleibt aber unbeantwortet.
Am Bemerkenswertesten fand ich jedoch den Spruch eines 86
jährigen, sehr weisen Mannes. "wenn ich hier jemals heil rauskomme,
kremple ich mein Leben noch einmal total um."
Und ich glaube es ihm wirklich, dass er es will und auch umsetzen wird.
Und ich glaube es ihm wirklich, dass er es will und auch umsetzen wird.
Wer schon einmal einen Armeisenhaufen genau betrachtet hat
denkt als erstes: was für ein Chaos.
Doch dem ist bei Weitem nicht so. Was für das menschliche Auge nicht
sichtbar wird, ist ein Systembauwerk der Extraklasse. Ähnlich scheint es im
Krankenhaus zu laufen.
Erst nach einigen Tagen genauen Betrachtens entschlüssle
ich ein bisschen die Abläufe. Betten und Rollstühle mit Kranken, Lieferanten,
Entsorger und Handwerker kämpfen um die wenigen Plätze in den Lastenaufzügen.
Das gleiche Bild wiederholt sich in den Gängen und Fluren. Überall Stau und
Gegenverkehr. Aber es funktioniert trotzdem.
Nicht viel anders geht es den nicht bettlegerischen
Patienten. Ihre Mitstreiter um einen Liftstehplatz sind Besucher, Ärzte,
Krankenschwestern, Paketdienstler und viele weitere wichtige Menschen die das
System Krankenhaus zusammenhalten.
Imposant auch die Gänge vor den Röntgen und
Behandlungszimmern. Wie an einer Kette aufgereiht stehen unzählige Betten mit
Patienten. Rechts die Menschen die noch auf ein positives Untersuchungsergebnis
hoffen, in die andere Richtung parken die, die die Untersuchungen bereits
hinter sich haben. Ihre Gesichter verraten, dass Freud und Leid oft nah bei
einander liegen.
Zufall oder Folgen eines radikalen Bettenabbaus. Säle im
Krankenhaus scheinen wieder „In“ zu sein. Was der Unterhaltung vielleicht
dienlich ist, muss der Gesundung des Patienten aber nicht unbedingt förderlich
sein. Aber wenn die menschliche Mischung stimmt, dann sind auch vier oder fünf
Personen in einem Raum noch recht erträglich.
Zwischen Stammtischatmosphäre und himmlischer Ruhe wird so
ziemlich alles geboten. Drollig wird es zur Sandmännchenzeit. Mit immer kleiner
werdenden Augen werden die Bettkarten gelöst.
Gestandene Männer richten sich zur besten Fernsehzeit auf
die Nacht ein. Kaum ist der Mond richtig aufgegangen, geht das letzte Licht
aus.
Aber so richtig ruhig wird es Nachts trotzdem nicht. Egal
was auch auf der Speisekarte stand, irgendwie verursacht alles Blähungen. Und
so entwickeln sich oft bemerkenswerte Konzerte zwischen „Blähern“ auf der einen
Seite und heftigen Schnarchern auf der anderen Seite.
Gestört werden diese Darbietungen mitunter nur von der
scheinbar nicht gerade kunstverständigen Nachtschwester. Man munkelt, dass sie
über einen übermenschlich guten Geruchsinn verfügt, mit dem sie jeden Übeltäter
direkt überführen könne. Ich habe mich vorsorglich besser gleich mal
weggeduckt.
Michael schläft inzwischen wieder im eigenen Bett.
Und er hat festgestellt, dass viele negativen Geschichten die über Krankenhäuser
erzählt werden, eigentlich so nicht stimmen. Wie auch draußen in der Welt der
Gesunden, gibt es außer schwarz und weiß noch viele, viele Zwischentöne. Und
wer das Leben ganz positiv sieht, erkennt darin sogar noch viele farbige
Tupfer.
Gehört, gesehen und geträumt im Februar 2015
Hervorragend ge- und beschrieben. Sehr beeindruckend.
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