Sonntag, 3. Januar 2010

Lektionen lernen

Eigene Erfahrungen sind die wahre Würze des Lebens. Sie sind oft bitter und süß zugleich.
Bitter wenn man sie macht, und süß wenn man im kleinen oder großen Kreis darüber berichtet und dabei eine Stille im Raum herrscht, dass man eine Nadel fallen hören würde.
„Marathonprofessor“ Greif hat in einem seiner Newsletter wieder einmal seine Philosophie verbreitet wie optimales Training funktioniert. Hart, härter am Härtesten.
Und was macht man als neugieriger Mensch? Man folgt seinem Gebieter.
30 Kilometer nüchtern (außer einer Tasse Kaffee) und keinerlei Ernährung auf der Strecke.


Kälte, eisige Wege, Wind und Schneefall waren keine tollen äußerlichen Umstände für einen schönen Lauftag. Auf den ersten Kilometern von Pia begleitet machten wir uns auf die Strecke. Da Martin für seinen Ultra Kilometer bolzen muss, waren 30 Kilometer Mindestvorgabe. Und es lief vorzüglich. Selten habe ich mich am Wendepunkt noch so frisch wie heute gefühlt. Die ersten Ausfallerscheinungen kamen ca. bei Kilometer 23. Ohne jegliche Vorwarnung schoss mein Puls in utopische Höhen. Da ich Ultramartin nicht in seinem Rhythmus bremsen wollte, trennten wir uns auf den letzten Kilometern.
Durch meinen Kopf schossen nun Greifs Worte zu dieser Situation. „Wenn Dein Körper nicht mehr will, dann muss sich Dein Kopf durchsetzen.“
Ich gab den Befehl sofort weiter, und er schien anfangs sogar zu fruchten. Etwas langsamer lief ich weiter, und der Körper schien sich seinem Schicksal zu ergeben.
Das Ziel schon recht nah vor Augen, legte sich mein Magen mit dem Kopf an. „Ich mache dem Greif sein Spiel nicht mit, ich streike“, schickte er als Botschaft nach oben. Fortan war an vernünftiges Laufen nicht mehr zu denken.
Der Witterung sei Dank, dass nur wenige Menschen im Zielort Zeugen meiner „Wanderung“ auf dem letzten Kilometer wurden. Im Nachhinein bin ich froh, dass mir hier auch die Kraft schon fehlte, sonst hätte ich mich wahrscheinlich in der Seniorenresidenz eingemietet, die auf den letzten Metern Ihre Heimat hat.
Nach einer Stunde in der Badewanne bin ich wieder fit und besten Mutes, dass die Versprechen des Herrn Greifs bald eintreten. „Dein Körper hat seine Lektion bestimmt gelernt.

PS: Die Worte von Peter Greif sind nur sinngemäß wiedergegeben. Ich bin ich ein Fan seiner Dokumentationen, wenn ich auch manche für Freizeitläufer unrealistisch finde.
Übrigens, das Nüchternlaufen wird von vielen Marathonläufern im Training praktiziert und gilt als äußerst wirksam.

6 Kommentare:

  1. " Wenn Dein Körper nicht mehr will, dann muss sich Dein Kopf durchsetzen.“

    Das ist genau der Punkt, den Herr Greif sehr richtig von sich gegeben hat, es ist nur der Kopf, der die Beine wieder laufen lässt, wenn man das Gefühl hat, alle Kräfte seien verschwunden, ein göttliches Gefühl, wenn man es schafft, sich durchzusetzen, und dass es manchmal notwendig ist, wissen wir alle.

    Wir können viel mehr als wir denken, lasst uns es selbst immer wieder beweisen - ist ja schließlich freiwillig !

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  2. Schon Goethe hat erkannt:
    "Genieße, was der Schmerz dir hinterließ! Ist Not vorüber, sind die Nöte süß."

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  3. Lieber Hans, ich bin froh, dass es erfahrenen Läufern ab und an ähnlich ergeht wie mir. ;-)
    Manchmal tut es halt auch ein bisschen (oder auch ein bisschen mehr) weh!
    Ich hoffe Du hast alles gut überstanden!

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  4. @Gerd, ich war heute Abend schon wieder ein bisschen auf der Piste.
    Aber wenn ich an den Sonntaglauf denke, bin ich glücklich dass es "Ultramartin" nicht geschafft hat, mich für den "50er" in Rodgau zu überreden.

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  5. Noch ist nicht aller Tage Abend, Hans! Noch ist Zeit dich anzumelden! Ich arbeite noch daran :-)

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  6. 10 Mal die gleiche Runde laufen !
    Ich bekomme ja schon eine Phobie wenn der Rückweg die selbe Strecke ist wie der Hinweg.

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